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Jägerken 2010/11 schreibt über Geschichte, Mittelalter, Soest:
Das Jägerken und die Soester Fehde
Warum Dietrich daran schuld ist, dass ich Jägerken geworden bin...
Donnerstag, 25. November 2010
Des öfteren wurde ich schon gefragt: "Jost, wie bist du eigentlich Jägerken geworden?"
Dann antworte ich immer: "Das ist eine ziemlich laaange Geschichte! Das alles begann nämlich vor 566 Jahren..."
1444: Beginn der Soester Fehde
„Wettet, biscop Dietrich van Moeres, dat wy den vesten Junker Johan van Cleve lever hebbet alls Juwe, unde wert Juwe hiermit affgesaget.“
Anfang des Fehdebriefes der Stadt Soest an den Erzbischof von Köln, Dietrich II. von Moers.
Diese in der damaligen Zeit ungeheuerliche Aussage machte den Riss zwischen dem Kölner Erzbischoff und der Stadt Soest deutlich! Aber was war überhaupt geschehen? Der Erzbischof Dietrich von Köln (1414-1463) wollte seine westfälische Hauptstadt in ihren Rechten beschneiden und u.a. mit einer Kopfsteuer noch mehr schröpfen. Dies war dem stolzen Soest - immerhin die größte Stadt des Westfälischen Territoriums - zuviel an Bürde, so dass man einen genehmeren "Beschützer" suchte und im Herzog von Kleve fand.
1447: Belagerung der Stadt Soest
Die daraus resultierende Fehde fand ihren Höhepunkt im Sommer 1447, als das Söldnerheer des Erzbischofs, darunter sogar eine bedeutende Streitmacht der gefürchteten Hussitenkrieger, Lippstadt und Soest erfolglos belagerte. Die Fehde wurde jedoch noch zwei weitere Jahre fortgesetzt.
1449 endete schließlich der Konflikt mit dem Vertrag von Maastricht: Soest hatte sich dadurch ihre im Prinzip absolute Freiheit erstritten, sogar mehr als jede Freie Reichsstadt. Allerdings büßte die Stadt, u.a. aufgrund der territorialen Einkesselung in kölnischem Gebiet, langfristig ihre wirtschaftliche Macht ein.
1618: Beginn des 30-jährigen Kriegs
Das schon vorher geschwächte Soest musste wie auch andere Städte beträchtlich unter dem Krieg leiden: Hunger, Elend, Verwüstung, brandschatzende Söldnerheere...
Der Zeit- und Leidensgenosse Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen schreibt in Erinnerung an diese Zeit seinen Roman "Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch", wo die Hauptfigur - später als Jägerken von Soest bekannt - zahlreiche Abenteuer in den Kriegswirren bestehen muss.
2009: Mittelalterliches Fest
Die turbulenten Ereignisse des Sommers 1447 wurden im August 2009 im Rahmen der mittelalterlichen Veranstaltung "Die Soester Fehde" durch verschiedene Aktivitäten wieder zu Leben erweckt. Neben dem Schauspiel und dem Einzug des Herzogs wurde auch die eigentliche Belagerung in den Gräften nachgestellt. Insgesamt 700 Personen beteiligten sich am Feldlager, dem Sturm und der Verteidigung der Stadtmauern!
Eine wichtige Szene während des Sturms war die Prozession, d.h. der Zug der Gemeinde auf die Stadtmauer. Die Darsteller sollen mit ihrem Gesang - ausgerechnet ein Kirchenlied wider dem Erzbischof! - den Verteidigern Mut machen und so ihre Bemühungen zur Stadtverteidigung letztlich erfolgreich verstärken.
Für diese Szene wurden Darsteller & Sänger in mittelalterlicher Gewandung des 15. Jahrhunderts gesucht. Und meine Aufgabe war es nun, diese Freiwilligen zu finden, beieinanderzuhalten und die Kommunikation mit dem Regisseur Kai Schubert sicherzustellen, um die zahlreichen Proben abzusprechen & durchzuführen.
2010: Ein neues Jägerken!
Einer der sangesstarken Prozessionisten war nun Hans-Georg Sanke, langjähriger Redaktionsleiter der Westfalenpost, der mich bei diesen Tätigkeiten erlebte und dabei auf eine seltsame Idee kam: Wie wäre es, wenn dieser "Jost aus Soest" das neue Jägerken von Soest würde?
Dazu muss man wissen, dass die Westfalenpost - obwohl in Soest nicht mehr mit einer eigenen Ausgabe vertreten - immer noch das Vorschlagsrecht für das Jägerken besitzt, da diese Symbolfigur 1975 von ihr ins Leben gerufen worden ist.
2009 hat es wegen eines Oman-Urlaubs nicht mehr geklappt, aber zur Allerheiligenkirmes 2010 war es dann soweit... Das ganze erklärt übrigens auch, warum Jost aus Soest das mit Abstand älteste Jägerken aller Zeiten geworden ist!
--- Jost ---